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Kunden berichten:
Endlich wieder mit beiden Händen zupacken

Schritt für Schritt selbständiger

Burkhard Elendt fehlt seit 17 Jahren der linke Arm. Die Zeit hat ihn gelehrt, nur mit einer Hand auszukommen. Glücklich war er damit nie. Dank einer neuen Hightech-Prothese kann er wieder mit zwei Händen zupacken.

Schritt für Schritt lernt Burkhard Elendt wieder Dinge zu machen, die er seit vielen Jahren nicht beherrschte: ein Marmeladenglas aufdrehen, eine Flasche öffnen oder Zahnpasta aus der Tube drücken. Seine Frau meint scherzhaft, jetzt könne er nicht nur ausfegen, sondern auch Handfeger und Kehrblech benutzen. Nach einer schweren Krankheit hat der 54-jährige Wernigeröder seinen linken Arm verloren, inklusive des Schultergelenks. Das machte es auch so schwer, eine Prothese zu finden, die im Alltag hilfreich ist. Bisher trug er eine mechanische Armprothese, deren Funktion über das Ausfüllen eines Hemdsärmels nicht hinausging.


Als Ulf Stühff von den Problemen des Wernigeröders erfuhr, entwickelte dieser eine technische Lösung, die Burkhard Elendt mehr Unterstützung im Alltag bietet. Der Orthopädie-Technikmeister im Steinke Orthopädie-Center versorgte Burghard Elendt mit einem Hightech-Gerät, das über die Rumpfmuskeln und Sensoren in der Prothese gesteuert werden kann. Für den Orthopädie-Techniker ist diese Schulterprothese durchaus eine technische Herausforderung. „Die körperlichen Voraussetzungen, um die Prothese anzusteuern, sind eher schlecht“, betont der Teamleiter der Orthopädie-Technik. Doch man habe eine gute Lösung gefunden, die exakt auf die Gegebenheiten zugeschnitten wurde. Für Burkhard Elendt begann mit der Betreuung durch Ulf Stühff und sein Team ein neues Zeitalter. „Das ist schon viel mehr Lebensqualität“, gesteht der Wernigeröder und meint damit nicht unbedingt die von seiner Frau avisierte Handhabung von Handfeger und Kehrblech. Seit knapp zwei Monaten trägt Burkhard Elendt die neue Oberarmprothese. Der Weg bis dahin war lang. Knapp zwei Jahre benötigte Ulf Stühff von der Idee bis zur Auslieferung. Er musste einige Überzeugungsarbeit bis zur Begeisterung des Patienten und für die Kostenübernahme durch die Krankenkasse leisten.

Die Technik will gelernt werden


So lernte Burkhard Elendt die neueste Hightech-Entwicklungen kennen und baute Vertrauen zum Techniker-Team auf. Im Orthopädie-Center wurde mit einer speziellen Computersoftware die Muskelaktivität ermittelt, um zu schauen, welche Voraussetzungen der Kunde mitbringt. „Wenn ein Muskel 17  Jahre nicht beansprucht wird, muss man erst vieles neu lernen“, erinnert sich der Wernigeröder, der in der Kreisverwaltung beschäftigt ist. „Wenn nicht einmal ein Stumpf vorhanden ist, gibt es ja auch nichts, was Halt bietet.“ So richtig Feuer und Flamme war er für die neue Konstruktion zuerst nicht. „Ich bin heute noch beim Eingewöhnen, allein das zusätzliche Gewicht für die Elektronik und die Akkus ist ja schon eine Veränderung.“ Die Schulter ist mechanisch bewegt, Ellenbogen und Hand werden elektronisch angesteuert. Burkhard Elendt hat gelegentlich noch Mühe, mit Muskeln, die ursprünglich andere Aufgaben übernommen haben, nun präzise die Hand und den Ellenbogen anzusteuern. Die Technik funktioniere nicht intuitiv. Er muss zum Beispiel für jede Funktion einen entsprechenden Muskel anspannen, den in der Brust zum Öffnen, den auf dem Rücken zum Schließen der Hand. „Ich muss gezielt Muskelaufbau betreiben und trainieren, Muskelkater inklusive.“ „Wir haben hier modernste Technologie eingesetzt, die gleichzeitig einen hohen Tragekomfort gewährleistet“, erklärt der Orthopädie-Technikmeister Stühff und arbeitet am Feintuning der Armprothese, damit sich die Finger richtig bewegen.
Nach 17 Jahren plötzlich wieder eine linke Hand zu haben, ist für Burkhard Elendt ein unglaubliches Gefühl. Jetzt muss er lernen, alle Möglichkeiten, die die neue Prothese ihm bietet, auch zu nutzen. Wenn er die Muskeln richtig anspannt, ist das Halten eines Blumenstraußes für seine Frau eine seiner leichtesten Übungen.

Uwe Kraus, veröffentlicht in HARZZEIT 10/2017

 

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