Steinke / Geschichten
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Jetzt kann ich allein Türen öffnen
Selbständig trotz Glasknochenkrankheit
Ihre Arme sind zu kurz, um vom Rollstuhl aus allein eine Tür zu öffnen. Mit dem an ihrem Rollstuhl angebauten Roboterarm ist das nun kein Problem mehr für sie. Er ermöglicht der nur 80 cm großen 39-jährigen Anja Schröter mehr Selbständigkeit.
Anja Schröter kam mit der Glasknochenkrankheit zur Welt. Bereits bei der Geburt zog sie sich ihren ersten Knochenbruch zu, dem bis heute mehr als 100 weitere folgten. Häufige Krankenhausaufenthalte waren Teil ihrer Kindheit. Die Kleinwüchsige konnte nie laufen und bekam im Alter von zwölf Jahren ihren ersten Elektrorollstuhl. Ihren heutigen Spezialrollstuhl beschreibt sie als "ein wahres Technik-Wunder". Er wurde von René Hoffmann speziell für sie angepasst. Sie kennt den Teamleiter der Rehatechnik im Steinke Orthopädie-Center seit Jahren. Er erläutert: "Wir nutzen die minimale Kraft, die Anja hat. Sie steuert den E-Rollstuhl über einen Joystick und eine kleine Tastatur. Sie kann über Bluetooth den Fernseher anmachen, mit dem Handy kommunizieren oder auch einen Notruf absetzten. Weil sie den ganzen Tag im Rollstuhl verbringt, ist es extrem wichtig, dass sie komfortabel sitzt. Die Sitzschale wurde individuell angepasst, damit es nirgends drückt".
Mit Mitte 30 zog Anja Schröter bei ihren Eltern aus und in eine behindertengerechte Einraumwohnung im Finckehof in Halberstadt. Fünfmal am Tag kommt jemand vom Pflegedienst vorbei. "Ich bin bei vielen Dingen auf Hilfe angewiesen", sagt Anja Schröter. "Ich verstehe mich mit den Leuten vom Pflegedienst richtig gut". Für sie ist es wichtig, dass die Pflegepersonen sie und ihre Behinderung kennen, denn bereits ein falsches Herausheben aus dem Rollstuhl könnte zu einem neuen Knochenbruch führen.
Der Roboterarm hilf beim Selfie machen
Seit einigen Wochen ist ein Jaco®-Roboterarm vom Hersteller Kinova an der rechten Seite ihres Rollstuhls angebracht. Dieser ahmt mit einem komplexen Motorensystem die Bewegungen eines menschlichen Arms von der Schulter, dem Ellenbogen bis zu den Fingerspitzen nach. Die Steuerung erfolgt über den bereits am Rollstuhl vorhandenen Joystick und einer zusätzlich installierten Bedientafel. Der Roboterarm nutzt dieselbe Stromquelle wie der Rollstuhl. "Der Akku ist viel schneller leer, wenn ich den Roboterarm häufig benutzte, aber über zwei Tage geht es schon und abends verbindet ihn die letzte Pflegekraft, die mich besucht, mit der Steckdose zum nachladen", erzählt Anja Schröter. Die kleine Frau liebt es ordentlich und ist glücklich, dass sie mit Hilfe des elektrischen Arms nun allein ihre Spüle aufräumen kann, selbst Dinge in einen Schrank legen und herausholen kann. Ohne Hilfe kann sie sich Getränke aus dem Kühlschrank nehmen. In ihren eigenen vier Wänden trainiert sie die Bedienung des Arms bei immer neuen Anwendungen.
Am meisten begeistert sie, dass der Roboterarm sehr nützlich ist, um ein Selfie zu machen. Sie klemmt das Handy in das drei Finger Greifsystem und stellt den Selbstauslöser ein. Für wiederkehrende Bewegungsabläufe, wie eine Handyfotoaufnahme oder auch die Ruheposition des Arms aus Karbon, gibt es eine Speichermöglichkeit.
Für ihre Arbeit in den Diakonie Werkstätten Halberstadt braucht sie ihn eher selten, da die feinmotorischen Arbeiten dort besser von Hand zu erledigen sind. Außerdem dauert es mit dem Roboterarm alles etwas länger.
"Eine Freundin, mit der ich in der Schule gelernt habe, macht Werbung für Kinova", berichtet Anja Schröter. So hat sie vom Roboterarm Jaco® erfahren, dann selbst im Internet recherchiert und sich von René Hoffmann beraten lassen, der bereits anderen Menschen bei der Installation des Roboterarm unterstützt hat. "Er macht den Alltag für Menschen mit stark eingeschränkter Armfunktion in vielerlei Hinsicht einfacher", ist er überzeugt, "zum Beispiel um heruntergefallene Gegenstände allein aufzuheben".
Ihr großer Traum ist es, einmal eine Schifffahrt mit der AIDA zu unternehmen. Das geht, trotz Roboterarm, natürlich nicht allein. Mindestens eine Pflegeperson müsste sie begleiten. Außerdem gibt es zahlreiche Dinge bei einer Reise mit Rollstuhl und Roboterarm zu bedenken und vorzubereiten. Wir vom STEINKE Team werden Anja Schröter gern unterstützen, damit sich ihr Wunsch erfüllt, mit dem Roboterarm einmal die Kabinentür auf einem AIDA-Kreuzfahrtschiff zu öffnen. "Mit dem Rollstuhl zu fliegen, wäre sehr umständlich, aber eine Fahrt ab bzw. bis Hamburg wäre super", sagt Anja Schröter.
Antje Schultz